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Aktuelle Nachrichten und Berichte aus Mannheim und Ludwigshafen

Hitze-Sommer in Mannheim

Schwitzen rund um den Wasserturm – Wo geht das Thermometer merklich runter? – Wir haben nachgefragt

Sommer in MannheimSommer in Mannheim (jubu) Sitzen und schwitzen bei dieser Hitze. So oder so ähnlich dürfte es vielen Mannheimerinnen und Mannheimern derzeit gehen. Während die ganze Woche alle Menschen über Rekordtag Mittwoch sprachen und der Deustche Wetterdienst aus Offenbach UV-Warnungen ohnegleichen herausgab, rollt mit dem Wochenende erneut ein Spitzenreiter auf uns zu.

Die 40-Grad-Marke wurde mancherorts schon geknackt, und sei es nur das Dachgeschoss eines Mannheimer Studenten. „Ich wohne in der obersten Etage eines viergeschossigen Hauses und wenn ich abends nach Hause komme muss ich erstmal alle Fenster aufreißen“, berichtet er.

Ein Thermometer hat er zwar nicht, aber gut auszumalen, dass die Temperatur-Spitze 40°C geknackt wurde.

Freibäder schieben Sonderschichten

Abkühlung im Nass gibt es in Mannheim derzeit zu Hauf. Bäder wie das Herzogenriedbad oder das Carl-Benz-Bad schieben (wir berichteten) diese Woche Überstunden. Den Wassertouristen eine Freude. In Meterlangen Schlangen stehen alle Altersgruppen und warten auf ihren Eintritt in kühle Nass. „Nach einem langen Arbeitstag möchte ich nicht in die stickige Wohnung. Ich brauche erstmal eine Abkühlung, bevor ich wieder fit bin“, erzählt eine Frau schweißgebadet vor dem Eingang.
Hitze auf der Arbeit ist auch heutzutage immer noch keine Seltenheit. Viele Arbeitgeber geben schlichtweg kein Geld für Klimageräte aus. Stattdessen sind die Schreibtische mancher Großraumbüros übersät mit mitgebrachte Tischventilatoren und Fächern. Hauptsache ein klein wenig Abkühlung. Eine Temperatursenkung um nur wenige Grade würde die Arbeitsleistung immens erhöhen. Dennoch sind Monoblock-Geräte oder gar Split-Anlagen eine Seltenheit in Büros.

Sommer in Mannheim

Einzig der Staat schafft eine echte Abkühlung: Im Gerichtssaal des Mannheimer Landgerichts herrschten Mittwochfrüh angenehme 19,5 Grad. Immerhin, hier bewahrt die Justiz einen kühlen Kopf in hitzigen Debatten.

Richtig lüften im Seniorenheim

Vielen Menschen setzt die extreme und – vor allen Dingen – plötzliche Hitze zu. Der Grund: Die Kerntemperatur in den Organen und im Gehirn beträgt 37,5 Grad. Bei diesen Temperaturen würden alle Organe und biochemischen Abläufe normal. Die Temperatur der menschlichen Körperhülle ist etwas niedriger und liegt bei rund 35,5 Grad Celsius.

Dafür besitzt Mensch einen Wärmeregulator, der über das Blut die Wärme von Innen nach Außen transportiert. An ihre Grenzen kommen so oft Senioren, Kinder und Säuglinge. „Bei älteren Menschen ändert sich das Kälte-Wärme-Empfinden“, berichtet Cornelia Kolzok-Rakowski, Pflegerin im Joseph-Bauer-Haus, einem Mannheimer Pflegeheim. „Senioren nehmen das nicht so wahr wie jüngere Menschen, weswegen man sie auch oft im Sommer mit Jacken herumlaufen sieht. Um unsere Bewohner zu schützen kühlen wir nachts, fahren die Jalousien herunter und erhöhen das Trinkangebot und schauen, dass sie ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen,“ so Kolzok-Rakowski weiter. Küchenleiter Peter Röhheuser hat sein ganz persönliches Geheimrezept. „Wir bieten in dieser Zeit viel Eis an und frische Früchte wie Wasser- oder Honigmelone und schneiden sie den Bewohnern in mundgerechte Stücke“.

Hitze rund um den Wasserturm

Während es in Mannheimer Krankenhäusern, Seniorenheimen und Gerichtssälen angenehm kühl zugeht, glüht der Asphalt rund um den Mannheimer Wasserturm regelrecht. So wollten wir von den Menschen hier wissen, wie sie sich vor der Sonne schützen. Viel Trinken wäre die absolute Lösung, berichtet eine Mannheimer Studentin. Mit getönter Sonnenbrille, von der Sonne gebräunt und einem Becher Eis in der Hand sitzt sie mit ihrer Freundin auf einer Bank. Sonnencreme, sagt sie, benutze sie nicht, ihre Haut würde das ertragen.
„Vernünfig Trinken, vernünftig anziehen, gerne auch einen Hut, Schatten suchen und die Haut eincremen“, ist hingegen der Geheimtipp einer anderen Dame. In der Tat hat sie sich mit ihrem Strohhut im Schatten auf einer Bank niedergelassen.

Paketzusteller im Dauer-Schwitz-Stress

Bei brütender Hitze arbeiten, das muss Kurierfahrer Adrian Möller diesen Sommer in Mannheim. An den Planken erwischen wir ihn, als er gerade schnellen Schrittes aus einem Geschäft läuft. Viel Zeit zum Einkaufen habe er außerhalb seiner Arbeitszeit nicht. „Ich bestelle auch alles übers Internet und freue mich immer, wenn mir die Kollegen, während ich arbeite, meine Pakete an die Haustüre liefern. Knallhart ist er wirklich. Sein, in einem Fach an der Hosentasche, befestigten Stapel Benachrichtigungskarten ist noch prall gefüllt. Die habe er, erzählt Möller, heute noch nicht gebraucht, da fast alle seine Kunden hier Unternehmen sind und deshalb bei Übergabe stets Anwesend sind. Das Arbeiten macht ihm kein Problem.

Die richtige Kleidung ist alles

Von seinem Arbeitgeber bekommt er ein kurzes Poloshirt und kurze Hose gestellt, eine gelb-schwarze Kappe rundet den Sonnenschutz ab, die Creme hingegen muss er nicht auftragen, er sei nach über 20 Jahren im Paketgeschäft resistent gegen die Hitze geworden. „Über 200 Pakete habe ich heute, die müssen bis 15 Uhr zugestellt sein“, erzählt Möller und macht sich wider auf den Weg. „Beim Nachmittäglichen Einkaufsbummel ist die Sonnenmütze immer dabei“, meint eine junge Mutter. Mit dem Kinderwagen ist sie in Käfertal unterwegs. „Der Heimweg vom Einkaufsmarkt dauert gut 15 Minuten, da will ich kein Risiko eingehen und habe meine Tochter eingecremt und ihr die Mütze aufgesetzt“, erzählt sie weiter.

DLRG hat ein Auge auf die Schwimmer

Einiges zu beachten gilt es beim Abkühlen an den Badeseen. DLRG-Rettungsschwimmerin Gabriele Moench hält diesen Sommer in Mannheim Wache am Stollenwörthweier in Neckarau. Bei hohen Temperaturen werden die Menschen schnell übermütig weiß sie. „Generell gilt, dass man sich nach längerem Sonnenbaden zunächst kurz abduschen sollte, bevor man ins Wasser springt.“ Ein plötzlicher Temperaturschock sorgt dafür, dass der Blutdruck steigt und sich die Gefäße zusammenziehen. „Das kann im extremsten Fall zu einem Herzinfarkt führen“, weiß Moench. Auch ein geringerer Bierkonsum wäre für die Rettungsschwimmerin wünschenswert. Dann steht dem Trip in die erfrischende Abkühlung auch nichts im Wege.