Ein lehrreicher Blick zum Mond – „Museum frei Haus“ beschließt Opernreihe im Karl-Wörn-Haus
Mit einem ebenso launigen wie lehrreichen Abend endete am 2. Oktober 2025 im Karl-Wörn-Haus die kleine, aber feine Reihe „Oper satt!“ im Rahmen des 50. Schwetzinger Mozartfestes. Unter dem Titel „Himmlische Liebschaften“ nahm die Musikwissenschaftlerin und Historikerin Dr. Bianca Bapst ihr Publikum im Palais Hirsch mit auf eine kenntnisreiche Reise durch das Musiktheater des 18. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt stand ein heute fast vergessenes, dabei ausgesprochen reizvolles Sujet: die Mondreise auf der Opernbühne – jener Ort, an dem Liebe, Täuschung und himmlische Fantasie zu einem schillernden Bühnenspiel verschmolzen.
Mit Begeisterung und profundem Fachwissen zeichnete Dr. Bapst nach, wie der Mond in Opern und Komödien jener Zeit zum Spiegel menschlicher Sehnsüchte wurde. Sie zeigte auf, dass hinter den heiteren Buffo-Handlungen von Werken wie Carlo Goldonis „Il mondo della luna“, Giovanni Paisiellos „La luna abitata“ oder Niccolò Piccinnis „Il regno della luna“ mehr steckte als bloßer Opernspaß. In den oft humorvoll verkleideten Geschichten offenbarten sich gesellschaftliche Fragen von erstaunlicher Aktualität – von patriarchalen Machtstrukturen über die Stellung der Frau bis hin zu politischen Utopien des aufgeklärten Denkens.
Als langjährige Dramaturgin und Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit bei den Schwetzinger SWR Festspielen verstand es Dr. Bapst meisterhaft, wissenschaftliche Analyse mit lebendiger Vermittlung zu verbinden. Durch Klangbeispiele aus selten gespielten Opern erhielten die Gäste einen unmittelbaren Eindruck von der Musik jener Zeit. So wurde der Vortrag nicht nur informativ, sondern auch sinnlich erlebbar. Mit feinem Humor und Gespür für historische Zusammenhänge machte die Referentin deutlich, dass der Mond im Musiktheater weit mehr war als eine romantische Kulisse – nämlich ein Ort der Erkenntnis, der Träume und der Reflexion über das irdische Leben.
Das zahlreich erschienene Publikum im Palais Hirsch zeigte sich begeistert und dankte der Referentin mit herzlichem Applaus. Viele Besucher nutzten im Anschluss die Gelegenheit zu Fragen und Gesprächen, wodurch sich ein lebendiger Austausch entwickelte. Der Abend fügte sich stimmungsvoll in die Reihe „Museum frei Haus“ des Museums der Stadt Schwetzingen ein und demonstrierte eindrucksvoll, wie inspirierend die Verbindung von Musik, Geschichte und Theater auch heute noch sein kann.
Zum Abschluss des Abends verwies die Referentin auf ihre gleichnamige Dissertation, die 2025 im Verlag Peter Lang erschienen ist. Unter dem Titel „Himmlische Liebschaften“ ist das Werk unter der ISBN 978-3-631-91143-3 erhältlich und vertieft wissenschaftlich jene Themen, die Dr. Bapst in ihrem Vortrag mit Leidenschaft und Leichtigkeit beleuchtete. Der Band kostet 64,95 Euro und richtet sich an alle, die die musikalische Mondreise weiterverfolgen möchten.
Bild: Stadt Schwetzingen