Energiespar-Sanierung von Wohnungen in Mannheim würde 508 Mio. Euro pro Jahr kosten
122.000 Wohnungen älter als 45 Jahre | Baustoff-Fachhandel fordert „Sanierungs-Turbo“ vom Bund
In Mannheim stehen große Veränderungen bevor: Ein Großteil der Wohngebäude ist stark in die Jahre gekommen und benötigt dringend eine Sanierung. Laut einer aktuellen Analyse des Pestel-Instituts sind 71 Prozent der insgesamt rund 171.000 Wohnungen in der Stadt bereits 45 Jahre oder älter. Damit gelten etwa 122.000 Wohnungen als sanierungsbedürftig. Besonders im Fokus stehen dabei energetische Modernisierungen, die langfristig Kosten für die Bewohner senken sollen.
Ein zentrales Ergebnis der Untersuchung betrifft den Energieverbrauch. Zwar liegt Mannheim im Durchschnitt 0,5 Prozent pro Quadratmeter unter dem bundesweiten Wert, dennoch zeigen die Zahlen einen erheblichen Handlungsbedarf. Entscheidend sei die Altersstruktur der Gebäude sowie der hohe Anteil an Altbauten, betont Institutsleiter Matthias Günther. Er macht deutlich: Je höher die Heizkosten, desto größer werde der Druck auf Eigentümer, ihre Gebäude energetisch zu modernisieren.
Die Herausforderung ist gewaltig. Bis 2045 soll der gesamte Gebäudebestand in Deutschland klimaneutral sein – Mannheim eingeschlossen. Um dieses Ziel zu erreichen, müsse die Stadt den Sanierungsturbo einschalten, fordert das Pestel-Institut. Die Kosten sind immens: Jährlich werden allein für energiesparende Maßnahmen rund 508 Millionen Euro fällig, über einen Zeitraum von 20 Jahren. Grundlage dieser Berechnung ist eine bundesweite Studie des Forschungsinstituts „ARGE für zeitgemäßes Wohnen“.
Der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel spricht von einem „Mammut-Projekt“ für Mannheim. Präsidentin Katharina Metzger warnt davor, Eigentümer bei den Sanierungskosten allein zu lassen. Sie fordert stärkere staatliche Unterstützung, damit auch private Hausbesitzer mitziehen können. Gleichzeitig kritisiert sie Pläne im Bundeswirtschaftsministerium, Fördermittel um mehr als drei Milliarden Euro zu kürzen. Ihrer Meinung nach wäre das ein Rückschlag für die dringend notwendige Sanierungswelle.
Neben der ökologischen Bedeutung hat die Sanierung auch eine soziale Dimension. Metzger weist darauf hin, dass Investitionen in Altbauten Arbeitsplätze im Bauhandwerk sichern könnten. Der Wohnungsbau stehe derzeit still, viele Betriebe kämpften ums Überleben. Während die Politik einen Neubau-Turbo versprochen habe, bleibe dieser bislang aus. Deshalb müsse der Bund jetzt handeln und die Konjunktur im Baugewerbe gezielt ankurbeln.
Experten raten Eigentümern dazu, Sanierungen möglichst umfassend anzugehen. Wenn Dach und Fassade erneuert werden, sei es günstiger, die Maßnahmen in einem Schritt umzusetzen. Besonders wichtig sind Dämmungen, neue Fenster und moderne Heizsysteme wie Wärmepumpen. „Erst das Gebäude energetisch fit machen, dann die Wärmepumpe einbauen“, betont Metzger. Zusätzlich empfiehlt sie, Umbauten gleich auch altersgerecht zu planen, damit Bewohner langfristig in ihren eigenen vier Wänden bleiben können.