Aus Kostengründen: gegen Sanierung des Rothackerschen Hauses
Kindergartengebühren steigen / Grünes Licht für Neubau des Studierendenwohnheims in der August-Neuhaus-Straße
Der Schwetzinger Gemeinderat hat das Projekt zur Sanierung und Umgestaltung des Rothackerschen Hauses gestoppt. Ausschlaggebend sind deutliche Kostensteigerungen, die eine Einhaltung der Obergrenze von 12,85 Millionen Euro unmöglich machen – trotz zugesagter Fördermittel von Bund und Land. Bereits die bisherigen Ausschreibungsergebnisse zeigten, dass selbst vorbereitende Maßnahmen das Budget deutlich übersteigen würden. Da weitere Preissteigerungen nicht ausgeschlossen werden konnten und die Haushaltslage angespannt ist, entschied das Gremium, das Vorhaben nicht weiterzuführen.
Mit dem Architekturbüro fischerarchitekten / rebuild.ing wurde eine Abwicklungsvereinbarung getroffen. Für erbrachte Leistungen im Zusammenhang mit dem Rothackerschen Haus sowie dem Projekt Hofapotheke müssen Resthonorare in Höhe von knapp 287.000 Euro gezahlt werden. Seit 2018 hatte die Stadt bereits rund zwei Millionen Euro in Planungen und Untersuchungen investiert. Eigentlich sollten dort die Touristinformation und das städtische Museum neue Räume erhalten. Trotz des Stopps prüft die Verwaltung nun, wie eine museale Präsentation der Stadtgeschichte künftig unter veränderten Rahmenbedingungen realisiert werden kann.
Innenstadtentwicklung: Fokus auf Seniorenwohnen
Parallel hat der Gemeinderat erste Schritte für das Entwicklungskonzept „Innenstadt 2030“ beschlossen. Dabei geht es vor allem um die Aufwertung des Alten Messplatzes und des angrenzenden Quartiers Hebelstraße, Dreikönigstraße und Invalidengasse. In Kooperation mit der Schwetzinger Wohnbaugesellschaft (SWG) soll dort ein zukunftsorientiertes Wohn- und Lebensumfeld entstehen. Eine Schlüsselrolle spielt dabei das seit Jahrzehnten leerstehende Rothackersche Haus.
Nach Klärung mit dem Regierungspräsidium Karlsruhe soll das Gebäude abgebrochen und das Grundstück für barrierearmes Seniorenwohnen genutzt werden. Zusammen mit einer benachbarten Fläche der SWG entstünde so ein städtebaulicher Ankerpunkt für die älter werdende Gesellschaft. Vorgesehen ist ein Investorenauswahlverfahren mit integriertem Architekturwettbewerb. Darüber hinaus sollen weitere Flächen im Quartier modernisiert und für nachhaltiges Wohnen erschlossen werden. Auch der Parkplatz am Alten Messplatz wird klimaresilient umgestaltet und mit Ladeinfrastruktur ausgestattet.
Kita-Gebühren steigen ab 2026
Für Eltern von Kindergartenkindern bringt die Sitzung spürbare Veränderungen. Der Gemeinderat beschloss eine neue Benutzungs- und Gebührensatzung für den Kindergarten Spatzennest, die ab 1. Januar 2026 gilt. Die Elternbeiträge werden um zehn Prozent erhöht, gleichzeitig fällt der bisherige Betreuungszuschlag im Krippenbereich weg. Stattdessen wird ein einheitlicher Zuschlag von 100 Euro eingeführt. Der Geschwisterrabatt gilt künftig auch einrichtungsübergreifend, unabhängig davon, ob die Kinder in städtischen, kirchlichen oder freien Einrichtungen betreut werden.
Hintergrund der Anpassung sind steigende Personal- und Betriebskosten, die zuletzt erhebliche Nachzahlungen erforderten. Schon 2024 beliefen sich diese auf rund 757.000 Euro, vor allem durch Tarifsteigerungen im Sozial- und Erziehungsdienst. Auch für 2026 erwartet die Stadt deutliche Mehrkosten. Mit den neuen Regelungen soll die Elternbeteiligung, die derzeit bei nur elf Prozent liegt, näher an den empfohlenen Kostendeckungsgrad von 20 Prozent herangeführt werden. Der Beschluss fiel mit 19 Ja- und vier Gegenstimmen.
Auch Nachmittagsbetreuung teurer
Neben den Kita-Gebühren steigen auch die Beiträge für die außerschulische Betreuung an den Grundschulen. Ab 2026 erhöhen sie sich ebenfalls um zehn Prozent, ab 2027 sollen die Beiträge jährlich an die Empfehlungen der Kirchen und Landesverbände angepasst werden. Für einkommensschwache Familien bleibt die Betreuung gebührenfrei, ein Geschwisterrabatt wird jedoch nicht eingeführt. Gleichzeitig wird das bisherige Nachmittagsangebot von 13 bis 17 Uhr gestrichen, künftig gibt es ein durchgängiges Betreuungsangebot von 7:30 bis 17 Uhr.
Weitere Beschlüsse: Bauprojekte, Bibliothek und Jubiläen
Die Sanierung und Erweiterung des katholischen Kindergartens St. Pankratius wird teurer als geplant. Die Gesamtkosten belaufen sich nun auf knapp 3,53 Millionen Euro, der städtische Anteil liegt bei 90 Prozent. Auch die Stadtbibliothek erhält eine neue Benutzungsordnung, die ab 2026 gilt. Erwachsene zahlen dann eine Jahresgebühr von 15 Euro, Kinder und Jugendliche bleiben von Gebühren befreit. Zusätzlich wird die Bibliothek künftig auch samstags geöffnet sein.
Darüber hinaus startet die Stadt das Verfahren für ein neues Studierendenwohnheim in der August-Neuhaus-Straße. Geplant sind 96 Wohnplätze, insbesondere für Studierende der Hochschule für Rechtspflege. Die Interessengemeinschaft Schwetzinger Vereine erhält zum 50-jährigen Bestehen einen Sonderzuschuss von 21.000 Euro für Veranstaltungen und ein Jubiläumsbuch. Zudem wurden Aufträge für die Sanierung von Trinkwasserleitungen, Arbeiten an der Hofapotheke sowie die Fortschreibung des Lärmaktionsplans vergeben.