Sabine Grimm: Vorbildliche Kulturvermittlung an Schulen
Schwetzingen gilt seit Jahren als Musterbeispiel für gelebte Kulturvermittlung. An nahezu allen Schulen der Stadt gibt es Kulturbeauftragte, die eine Brücke zwischen Unterricht, Stadtgesellschaft und Kulturszene schlagen. Sie initiieren Projekte, binden externe Partner ein und machen Kunst und Musik für Kinder und Jugendliche erlebbar. „Im Kern geht es darum, die Schule nach außen zu öffnen und eine Verbindung in die Stadt hinein zu schaffen“, erklärt Sabine Grimm, Kulturbeauftragte des Hebel-Gymnasiums. Ziel sei es, dass Schülerinnen und Schüler ihren Lern- und Lebensort auch kulturell erfahren.
Die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Stadt hat eine lange Tradition. Bereits 2005 entstand ein umfassendes Projekt anlässlich des 250. Geburtstags von Wolfgang Amadeus Mozart, inklusive Schreibwerkstätten, Buchveröffentlichung und Lesung. 2008 folgte die Empfehlung, in allen Schulen Kulturbeauftragte zu benennen – ein Vorschlag, der durchweg positiv aufgenommen wurde. Ab 2009 entwickelte sich ein regelmäßiger Austausch zwischen Lehrkräften, Kulturabteilung und weiteren Akteuren. „Wir sehen diese Zusammenarbeit als eine echte Erfolgsstory“, sagt Dr. Barbara Gilsdorf, Leiterin der Kulturabteilung. Sie betont, dass die Projekte ein wichtiger Beitrag seien, um nachfolgende Generationen für Kultur und Stadtgeschichte zu sensibilisieren.
Neben etablierten Konzepten werden regelmäßig Projekte zu besonderen Anlässen entwickelt. Aktuell laufen die Vorbereitungen für Programme zum 200. Todestag des Dichters Johann Peter Hebel im Jahr 2026. Dabei geht es nicht nur um klassische Literaturvermittlung, sondern auch um kreative und interaktive Ansätze, die junge Menschen aktiv einbeziehen.
Auch die Schwetzinger SWR Festspiele spielen eine wichtige Rolle. Unter der neuen Leitung von Cornelia Bend wurde die Zusammenarbeit mit den Schulen weiter intensiviert. Schon vor der ersten Festspiel-Saison 2025 gab es einen engen Gedankenaustausch, um spezielle Angebote für Kinder und Jugendliche zu entwickeln. Nach Abschluss der Saison wurden die Rückmeldungen der Lehrkräfte eingeholt, um die Konzepte weiter zu optimieren. „Dieser Austausch und diese Vernetzung sind in Schwetzingen wirklich mustergültig“, betont Bend.
Musikvermittlung, kreative Projekte und niederschwellige Zugänge stehen heute im Mittelpunkt. Familienkonzerte, Workshops und Begegnungen mit Künstlerinnen und Künstlern sollen Hürden abbauen und Kultur greifbar machen. Schülerinnen und Schüler lernen außerdem, wie Kulturarbeit funktioniert – von Pressearbeit über Organisation bis hin zur Logistik. „So können wir Interessen schärfen, sie auf die Arbeitswelt vorbereiten und vielleicht sogar neue Leidenschaften wecken“, sagt Sabine Grimm. Aktuelle Themen wie Street Art oder das Johann-Peter-Hebel-Gedenken werden mit historischen Inhalten verknüpft, sodass neben Bildhauerei auch Graffiti eine Rolle spielt.
Für die kommende Saison haben sich alle Beteiligten viel vorgenommen. „Die Saison steht unter dem Motto ‚Haltung‘. Wir wollen Offenheit und Toleranz vermitteln – in aktuellen Zeiten wichtiger denn je“, so Bend.
Dass Schwetzingen dafür die besten Voraussetzungen bietet, zeigen die kurzen Wege und das enge Netzwerk vor Ort. Schulen, Kulturpartner und die Stadtverwaltung arbeiten Hand in Hand. Selbst der städtische Bauhof unterstützt regelmäßig mit Material und Know-how. „Wir haben nicht immer alle Werkzeuge, aber der Bauhof hilft uns unbürokratisch. So können wir gemeinsam Ideen umsetzen“, betont Grimm.
Fotonachweis: SWR Festspiele