Rückgang der Reallöhne um 0,8 % – Nominallöhne mit 0,8 % noch leicht im Plus
Nach Berechnungen des Statistischen Landesamtes haben sich die Reallöhne der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Baden-Württemberg im 1. Quartal 2020 gegenüber dem Vorjahresquartal um 0,8 % verringert. Das bedeutet, dass die Nominallöhne (Bruttomonatsverdienste inkl. Sonderzahlungen) erstmals seit 2013 weniger stark angestiegen sind als die Verbraucherpreise. So lag der nominale (nicht preisbereinigte) Verdienstanstieg für das 1. Quartal 2020 bei 0,8 %, die Verbraucherpreise legten im gleichen Zeitraum dagegen um 1,6 % zu.
Damit gab es zum Jahresbeginn 2020 einen Bruch in der zuvor noch grundsätzlich positiven Entwicklung der Reallöhne der letzten Jahre, wobei sich bereits in den vergangenen drei Jahren ein Abflachen der Reallohnsteigerungen beobachten lässt (1. Quartal 2019: +0,9 %, 1. Quartal 2016: +2,3%).
Diese sich abschwächende Nominallohnentwicklung dürfte durch die ersten ökonomischen Folgen der Corona-Pandemie (Kurzarbeit) bereits im 1. Quartal 2020 zusätzlich negativ beeinflusst worden sein. Da aber die Maßnahmen und Verordnungen zur Eindämmung der Pandemie erst ab der 2. Märzhälfte, also gegen Ende des 1. Quartals in Kraft traten, ist zu erwarten, dass sich die Corona-Krise mit ihren Begleiterscheinungen in Form von wirtschaftlichen Einschränkungen in Deutschland und Baden-Württemberg in den Ergebnissen des 2. Quartals 2020 deutlicher niederschlagen wird.
Dabei zeigt eine differenziertere Betrachtung der Nominallöhne, dass vor allem das Produzierende Gewerbe mit einem Minus von 0,9 % im Vergleich zum 1. Quartal 2019 die Nominallohnentwicklung insgesamt dämpft, während die Beschäftigten in den Dienstleistungsbranchen mit 2,1 % immer noch ein deutliches Plus verzeichnen konnten. Insgesamt besteht im Produzierenden Gewerbe aber nach wie vor ein höheres Verdienstniveau als im Dienstleistungssektor. So verdiente ein Vollzeitbeschäftigter im Produzierenden Gewerbe im 1. Quartal 2020, einschließlich der Sonderzahlungen, 4 721 Euro brutto im Monat, während der Bruttomonatsverdienst im Dienstleistungsbereich durchschnittlich 4 398 Euro betrug.
Da Frauen und Teilzeitkräfte im Dienstleistungsbereich stärker vertreten sind als im Produzierenden Gewerbe, konnten diese Beschäftigtengruppen folglich auch insgesamt stärker von der dortigen positiven Verdienstentwicklung profitieren als Männer und Vollzeittätige. So verzeichneten Arbeitnehmerinnen im 1. Quartal eine Nominallohnsteigerung von 2,5 %, wohingegen die Nominallöhne der männlichen Beschäftigten auf dem Niveau des Vorjahresquartals verharrten. Auch Teilzeitbeschäftigte verbuchten mit 2,7 % ein deutlicheres Plus als Vollzeittätige mit einer Steigerung von 0,4 %. Bezogen auf die berufliche Qualifikation konnten zudem, verglichen mit dem Vorjahresquartal, vor allem ungelernte Arbeitnehmende ihren Nominalverdienst steigern (+1,6 %). Dies dürfte u. a. auch mit der zum Jahresbeginn 2020 in Kraft getretenen Mindestlohnerhöhung von 9,19 Euro/Stunde auf 9,35 Euro/Stunde zusammenhängen.